Der Tag begann mit der erwarteten Ernüchterung: gegen Skuba konnten unsere Roboter nicht viel ausrichten. Der Gegner war schneller, stärker und strategisch besser ausgerichtet, sodass wir am Ende darüber froh waren, nicht 10:0 rauszufliegen, sondern nur neun Treffer kassiert zu haben.
In der Gruppenwertung haben wir damit den erwarteten zweiten Platz erreicht. Laut Modus mussten wir gegen den Drittplatzierten der anderen Gruppe um den Einzug ins Halbfinale spielen. Mit Omid erwartete uns dabei ein iranisches Team, das wir durch zwei Eigentore und einen weiten Schuss, bei dem der Torwart nicht reagierte, mit 3:0 besiegen konnten.
In den Final-Fours standen sich somit Skuba und die Immortals sowie ER-Force und MRL gegenüber, ein alter Bekannter aus vorherigen RoboCup-Turnieren, bei denen es auch schon spannende Spiele in dieser Konstellation gab. Doch bei den diesjährigen IranOpen hatten wir unser erstes Testspiel gegen MRL mit 5:0 verloren. Sollte also das Halbfinale eine klare Sache werden?
Der Referee der Partie, ein Mitglied des iranischen Technical Committees, hatte wirklich alle Hände voll zu tun. Satte zwei Stunden dauerte die Partie an, bis eine Entscheidung herbeigeführt werden konnte. Zwar konnten MRL durch einen Abwehrfehler unsererseits in Führung gehen, jedoch folgte jedem Treffer fast postwendend der Ausgleich. MRL hatte Probleme, die Regeln einzuhalten, was ihnen immer wieder Strafen vom Schiedsrichterteam einbrachte. So dezimierten sie sich zeitweise auf drei Roboter, da sie uns einen Freistoß nicht ausführen ließen, oder handelten sich mehrere Penalties ein, da mehrere Verteidiger im eigenen Strafraum unseren Angriff unterbanden – Multiple Defense ist verboten, da damit praktisch keine Treffer mehr möglich sind. Zwischenzeitlich wurde sogar der – regeltechnisch erlaubte – Videobeweis angefordert. Ein MRL-Roboter hatte den Ball an seiner Schussvorrichtung und schob sich langsam, aber unaufhaltbar in Richtung unseres Tors. Auch unseren Torwart schob er mit ins Tor. Dabei hätten zwei Regelübertretungen auftreten können: „Touching the Goalkeeper“, das Berühren des Torwarts ist nicht erlaubt. Da aber der Ball zwischen den beiden war, war dies wohl nicht gegeben. Außerdem ist das Führen des Balles über mehr als 50cm nicht erlaubt. Da er außerhalb des Strafraums begonnen hatte, und dieser 50cm groß ist, war diese Übertretung wohl gegeben. Das Tor wurde dann auch nicht gezählt, allerdings bemerkte der Referee, dass unser vorheriges Tor ungültig war – „Double Touch“. Unser Roboter hatte einen Freistoß nach vorne gekickt. Die gegnerischen Roboter reagierten überhaupt nicht, was unser Roboter zum Anlass nahm, dem Ball nachzufahren und ihn ins Tor zu hämmern. Bemerkt hatte diesen „Double Touch“ irgendwie niemand. Eine Anweisung über die Endgültigkeit von Entscheidungen des Referees gibt es im Regelwerk noch nicht.
Am Ende der regulären Spielzeit stand es unentschieden, und somit mussten die Teams in die Verlängerung. Auch dort egalisierten sich die Treffer – auch wenn wir bis 10 Sekunden vor Schluss mit 4:3 in Führung waren. Im Elfmeterschießen musste damit die Entscheidung getroffen werden. Und obwohl die Iraner ihren einzigen Elfmeter im Spiel neben das Tor setzten und wir unsere zwei Elfmeter verwandelten, tauschten diese Rollen am Ende. MRL schoss mit genialer Technik unhaltbar für uns ins Eck, während wir nur ein paar Elfmeter verwandeln konnten. Damit stand der Finalgegner für Skuba fest, wir dürfen im Spiel um Platz Drei gegen die Immortals antreten, die wir in der Vorrunde bereits besiegt hatten. Aber dass das nichts sagt, hatten wir ja schon beim MRL erfahren dürfen. Das spannende Spiel hatte überhaupt nichts mehr mit dem einseitigen Testspiel zu tun, es zog das Publikum fast zwei Stunden in seinen Bann und hatte am Ende den für das Publikum günstigen Ausgang. Jan bedankte sich vor dem Spiel für die Einladung zu den IranOpen 2011 und die überaus umsorgende Betreuung vor Ort. Außerdem befestigten wir einige iranische Flaggen an unseren Roboter und ließen sie vor dem Spiel in Formation fahren, was uns sicherlich einige Sympathiepunkte einbrachte.
Am Abend gingen wir in Teheran in einem recht noblen Restaurant essen. Dort waren von normalen Leuten bis zur High Society alle vertreten und wir erkannten, dass der Berg Reis, den wir bisher mittags immer bekamen, im Iran einfach normal ist – die leckeren Gerichte im Restaurant wurden auf kleinen Tellern gebracht, der Hauptteller war gehäuft mit Reis beladen. Aber man gewöhnt sich an alles, und wenn es Karottenmarmelade zum Frühstück ist 😉
Am Samstag geht es nun um Platz Drei gegen die Immortals. Am Sonntag steht noch ein Tag in Teheran an, den wir bereits gespannt erwarten, da wir bisher außer Hotel und Messegelände noch nicht viel vom wahren Leben in Teheran gesehen haben.