Kurz vor knapp: Der Roboter steht!

Und er fährt! Nach anstrengenden Tagen und Wochen ist es sehr ermutigend, unser Baby schon vor dem erstem Setup-Tag auf den Spielfeldern der Small-Size-League herumdüsen zu sehen. Geschwind und geschmeidig, so könnte man die Fahrdynamik beschreiben – damit erfüllen sich für uns die Hoffnungen, die uns der Prototyp auf den IranOpen im April gemacht hat. Diese neue Agilität wird unserem Spiel nun hoffentlich die entscheidende Wende geben, wieder bei den „Großen“ mitspielen zu können.

Die Robotergeneration 2014 testet den brasilianischen Rasen.

Was sich in der Robotergeneration 2014 geändert hat:

  • Der Mechanikunterbau wurde einem kompletten Redesign unterworfen. Dabei haben wir versucht, so gut wie möglich aus den Fehlern der vergangenen Jahre zu lernen. Die mickrigen Hochschüsse sollten damit der Vergangenheit angehören. Wie schon angesprochen, ist vor allem die Fahrdynamik ein großer Fortschritt.
  • Auch in der Elektronik hat sich viel getan. Eine wesentlich schnellere Ladeschaltung sorgt für Spannung auf dem Schuss-Kondensator – 230 Volt. Damit kann nun bereits nach zwei Sekunden, statt fünf in der letzten Generation, ein erneuter Schuss ausgelöst werden. Auch das modulare Konzept wurde weiter verfolgt und optimiert. Schließlich wurde die Ball-Lichtschranke durch eine Abstandsmessung von oben ersetzt, um unabhängiger von Umgebungslicht zu werden.
  • Die Regelung wurde erheblich vereinfacht. Nach einigen Bugfixes und den mechanischen Verbesserungen sollten Probleme beim Ball anfahren (Roboter fährt zur Freistoßausführung und dabei gegen den Ball) nun behoben sein.
  • Die Strategie befindet sich, wie immer, in einem steten Wandel. Der morgige Tag wird zeigen, was die schwierige Zeit des gesperrten RoboLabs gebracht hat.
  • Last but not least: die stylischste Hülle der Geschichte von ER-Force ziert unsere Bots. Im Lasercutter des FabLab der Uni Erlangen haben wir den Kunststoff in Form geschnitten, anschließend im Backofen in Form gebacken (Rezept: 6 Minuten bei 80 Grad) und schließlich verklebt. Magnete halten die Hülle auf dem Unterbau, Zentrierstifte stellen sicher, dass die Ausrichtung so genau wie möglich stimmt. Sieht schick aus, oder?

Morgen, Samstag, beginnt dann der erste Setup-Tag des RoboCups 2014. Wir haben heute schon die lokalen Organisatoren beim Aufbau der Felder unterstützt und Kameras eingerichtet. Nun gilt es noch die letzten Probleme zu lösen – warum stürzt der Bot hin und wieder ab, wie sicher funktioniert die Ballerkennung und welchen Vorwiderstand benötigt die Hochschussspule, um nicht den IGBT zu verschmoren? Hoffentlich alles Kinderkrankheiten, die sich bis Montag noch beheben lassen.

… und es geht wieder los! ER-Force in Brasilien!

Im Schatten der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft findet dieses Jahr auch die Roboter-Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien statt. Vom 19. bis 25. Juli öffnet der RoboCup 2014 in João Pessoa seine Pforten, und wir sind natürlich wieder mit von der Partie. Gestern ist unser Team dann vollständig in Recife, Pernambuco, eingetroffen – im Nordosten des Landes. Per Bus und Auto ging es dann noch zwei Stunden nach Norden, teilweise über etwas gewöhnungsbedürfte Straßen, in unser Ferienhäuschen am Strand – inklusive Pool, Kokospalme und Banenenbaum im Garten. Und einer Mauer ums Haus, sowie einem Schlüsselbund mit 9 Schlüsseln für die 5 Vorhängeschlösser und 4 Türschlösser, die ungebtenen Gästen den Weg in unser Quartier versperren – nunja, andere Länder, andere Sitten.

Nach der ersten Nacht und der anschließenden morgendlichen Putzaktion geht es jetzt ans Roboter bauen – noch sind nicht alle 11 Spieler einsatzbereit, da einige Platinen im Lieferverzug waren. Da aber erst am Samstag der erste Setup-Day ist, bleibt uns noch etwas Zeit. Die Spiele finden dann Montag bis Donnerstag statt. Wir liefern Bilder nach, sobald wir besseres Internet finden. In unserem Haus sind wir nur mit unseren brasilianischen SIM-Karten online – mit 3 MB „Highspeed“-Volumen pro Tag.

Lucky Looser Game

Im Lucky Loser Game haben wir uns leider soeben dem japanischen Team RoboDragons geschlagen geben müssen. Zu ungefährlich in der Offensive und zu offen in der Verteidigung, so würde ein Fußball-Reporter unser Spiel wohl beschreiben. Eigentlich schade, denn wir sind überzeugt, dass unser System deutlich mehr Potential hätte.

Auch wenn es nicht für eine Top-8 Platzierung gereicht hat, haben wir wieder viel gelernt, verbessert und schon viele neue Ideen für das kommende Jahr. Die Small-Size-League soll sich langfristig in Richtung gemischter Teams entwickeln, so dass dort neue Herausforderungen entstehen. Das sogenannte Mixed-Team-Tournament wird heute Abend beendet, und wir rechnen uns recht gute Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen aus (einmal gewonnen, zweimal unentschieden gespielt). Auch die Technical Challenge steht noch aus, bei der durch bewegliche Hindernisse hindurch ein Tor erzielt werden muss.

Erreichen des Relegationsplatzes

Nachdem wir uns gegen MRL glorreich geschlagen haben, konnten wir zu guter Letzt ein deutlich besseres Torverhältnis erzielen als die beiden punktgleichen Teams MCT und
RoboJackets. Somit ziehen wir auf den dritten Platz und damit auf einen Relegationsplatz. Morgen wird es im Kampf um Teilnahme am Viertelfinale noch einmal spannend.
Wir treten gegen RoboDragons aus Japan an, den diesjährigen Sieger der Japan Open.